Oma und Opa gesucht: neues Projekt am Start
„Aachener Netzwerk Wahlgroßeltern“ bringt junge Familien und die ältere Generation zusammen. Ziel ist es, langfristige Beziehungen aufzubauen.
(04.04.2017) Aachen. Zeit miteinander verbringen, vorlesen, die Welt neu entdecken – durch die Augen der Kinder und durch die Erfahrung der Großeltern. Viele junge Familien haben jedoch keine Großeltern mehr oder keine Großeltern vor Ort. Auf der anderen Seite sind viele ältere Menschen allein und haben keine Enkelkinder oder keine in ihrer Nähe. Mit einem neuen Projekt unter der Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Kreisverband Städteregion Aachen sollen beide Parteien zusammengebracht werden. Nun werden für das „Aachener Netzwerk Wahlgroßeltern“ noch Menschen im Alter 60 plus gesucht, die gerne „Wahloma“ oder „Wahlopa“ werden möchten.
Das Projekt „Aachener Netzwerk Wahlgroßeltern“ beruht auf einem dezentralen Konzept: Es ist ein Zusammenschluss zahlreicher Kooperationspartner, darunter sechs Familienzentren im Raum Aachen. Das Projekt entstand aus einer Initiative des Jugendamtes Aachen im Rahmen des Audits „Familiengerechte Kommune“. Koordiniert werden die Anfragen und das Zusammentreffen der Familien und Wahlgroßeltern durch Sabine Souren vom DRK Kreisverband Städteregion Aachen. „Der Bedarf an Wahlgroßeltern und Paten ist sehr groß“, sagte Souren. Das Ziel ist eine langfristige Beziehung zwischen den Familien und Wahlgroßeltern. „Der Grundgedanke ist, dass ein intergenerativer Austausch entsteht, von dem beide Seiten profitieren können“, sagte Souren.
„Wir haben natürlich Voraussetzungen, aber die Leute werden gut vorbereitet“, erklärte Souren weiter. So müssen interessierte „Wahlgroßeltern“ an dem Kurs „Starke Wahlgroßeltern, starke Enkelkinder“ teilnehmen. In sechs Doppelstunden können sie sich darauf vorbereiten, „Wahlgroßeltern“ zu werden und sich auch mit anderen austauschen, zum Beispiel darüber, was man mit den Enkelkindern machen kann. Außerdem wird die Teilnahme am Kurs „Erste Hilfe am Kind“ vorausgesetzt und ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis muss vorgelegt werden. Die Kurse sind für die „Wahlgroßeltern“ kostenlos.
Alle Seiten profitieren
Damit „Wahlgroßeltern“ und Familien möglichst gut zusammen passen, wird sowohl berücksichtigt, welche Bedürfnisse und Strukturen die Familien haben, als auch der geografische Standort. Nicht nur die Kinder können davon profitieren, dass sie die ungeteilte Aufmerksamkeit und Zeit der „Wahlgroßeltern“ bekommen, auch die „Wahlgroßeltern“ haben die Möglichkeit Zeit zu schenken, etwas weiterzugeben, die Welt durch die Augen der Kinder zu sehen und die Familien zu unterstützen. „Es geht auch darum, gebraucht zu werden, in einer Weise, in der man normalerweise vielleicht nicht gebraucht wird“, sagte Alina Goldmann, Medizinstudentin und Mutter von drei Kindern.
Sie selber ist für das Studium nach Aachen gezogen und würde sich Wahlgroßeltern wünschen, da ihre Eltern aufgrund der Entfernung und Berufstätigkeit nicht ständig vor Ort sein können. „Ich habe schon lange großen Bedarf und würde mich freuen, wenn sich Leute finden – und die Kinder auch“, sagte sie.
Quelle: Aachener Zeitung, Stadtausgabe, Text von Jessica Jumpertz